Entwicklung eines Habitatnetzwerkes für den Blauschillernden Feuerfalter
Rotationsmahd
Das Mähen einer Fläche ist im wahrsten Sinne des Wortes ein einschneidender Eingriff in die dortige Lebensgemeinschaft aus Tieren und Pflanzen. Eine ganze Reihe von Tieren – vor allem Spinnen, Insekten und andere Gliederfüßer – werden direkt mechanisch "beeinträchtigt". Aber auch indirekte Auswirkungen, wie der Verlust von Nektar- und Nahrungspflanzen, Sitzwarten, Balzplätze oder Nester, haben für manche Tierarten Konsequenzen. In typischen Wiesen ist der überwiegende Teil der dort lebenden Tiere und Pflanzen an diesen jährlich wiederkehrenden Eingriff angepasst. Manche Arten aber nicht. Die Raupen einer ganzen Reihe von Schmetterlingsarten leben in der Zeit von Juli bis zum kommenden Frühjahr an Gräsern oder Kräutern. Man kann davon ausgehen, dass in früherer Zeit, als Wiesen noch mit der Hand gemäht worden sind, ein bestimmter Anteil an Grünland immer im ungemähten Zustand verblieb. Es dauerte eben immer eine gewisse Zeit, bis die Bauern ihre Heuernte vollständig gemäht, gewendet und eingefahren hatten. Die ungemähten Wiesenbereiche verblieben noch eine Zeit lang als Lebensraum für Flora und Fauna. Wenn dann auch diese unter die Sense kamen, waren die zuvor gemähten Bereiche schon wieder soweit nachgewachsen, dass so manche Tierart hierhin ausweichen konnte.
Heutzutage nimmt die Größe von Wiesenflächen durch Zusammenlegung kleiner Parzellen verschiedener Betriebe zu einer einzigen Fläche eines einzigen Betriebes vielerorts zu. Das vereinfacht und beschleunigt die Möglichkeit, eine Wiese mit großen Geräten zu mähen. Die Technik der Konservierung frischen Mahdgutes mittels luftdicht verpackter Silageballen schafft gleichzeitig eine gewisse Unabhängigkeit von länger andauernden Schönwetterperioden. Das heisst, dass regelmäßig sehr große Wiesenbereiche - teilweise ganze Wiesenlandschaften - in kürzester Zeit in Folie verpackt werden können. Ausweichlebensraum für Wiesenarten ist in diesen Gebieten rar.
Auch in den Schutzgebieten der Eifel ist dieser Prozess - wenn auch in abgeschwächter Form - im Gang. Hier sind die Wiesen mangels Düngung weniger ertragreich und können nur einmal im Jahr gemäht werden. Auch die Parzellengröße ist geringer. Wenn sich jedoch ein günstiges Wetterfenster anbietet dauert es nicht lange, bis der letzte Schlag gemäht und geräumt worden ist. In der Eifel bemühen sich daher die verantwortlichen Biologischen Stationen darum, dass Naturschutzwiesen nicht komplett ausgemäht werden. Jedes Jahr soll ein Teil des Grünlandes ungemäht bleiben. Der ungemähte Bereich der Wiese wechselt dabei jahrweise. In einem Jahr liegt er brach, um anschließend zwei oder mehr Jahre wieder gemäht zu werden. So behält die Fläche ihren Wiesen Charakter. Die von der Mahd ausgesparten Bereiche bleiben aber bis zum Abblühen der Kräuter eine Nektarquelle für Insekten. Oder aber auch Nahrung für Tiere, die die grünen Teile der Pflanzen als Nahrung nutzen. In Feuchtwiesen profitiert hier nicht zuletzt der Blauschillernde Feuerfalter, dessen Raupe von Juni-August am Schlangenknöterich fressend gefunden werden kann.