Int. Tagung zum Schmetterlingsschutz

09. April 2021

teaser-bildDas Wissen um die Verbreitung von Schmetterlingen in Europa ist wahrscheinlich so groß wie nie zuvor. Die Sammlung von Daten aus Wissenschaft und Citizen science umfasst weite Teile des Konti

Am 8. und 9. April wurde zum 5. Mal das "Symposium Future for butterflies" in Europe abgehalten. An der online organisierten Konferenz nahmen in der Spitze knapp 190 Teilnehmer aus Europa und anderen Kontinenten teil.

Normalerweise werden mehrere Dutzend Vorträge in verschiedenen Sälen parallel vorgestellt. Aufgrund der Pandemie-bedingt bereits von 2020 auf 2021 verlegten und nun als Online-Konferenz stattfindenden Veranstaltung, beschränkte sich die Zahl auf 10 Vorträge. Organisiert wurde die Tagung von der "Vlinderstichting", einer niederländischen Organisation zum Schmetterlingsschutz. Das im zwei-Jahres-Turnus stattfindende Ereignis wird - hoffentlich als Präsenzveranstaltung - beim nächsten Mal von "Butterfly conservation UK" geplant.

Transekte

Das standardisierte Transektverfahren, das in Deutschland unter dem Namen Tagfalter-Monitoring-Deutschland organisiert wird, verbreitet sich weiterhin über Europa. Etwa 5000 Zählstrecken werden von freiwilligen Beobachtern nach der gleichen Methode abgelaufen. Noch liegt der Schwerpunkt auf UK, den Niederlanden und Deutschland. Aber auch in anderen Ländern nimmt das Bewusstsein für den Naturschutz und die Bereitschaft zur Teilnahme zu (Vortrag David Roy). Lust bekommen? - Bitte bei uns melden!

Areal-Erweiterung

Einige Schmetterlinge konnten innerhalb der letzten Jahrzehnte ihr besiedeltes Areal erweitern. Das Landkärtchen (Araschnia levana) hat sich zunehmend nach Norden vorgearbeitet. Stand 2021 gibt es auch schon Meldungen nahe des Nordkaps (Vortrag Chris van Sway). Auch im LIFE Projekt erfassen wir standardmäßig seine Verbreitung. Hier kommt sie allerdings bodenständig vor, so dass dieser neuartige Entwicklungstrend nicht verfolgt werden konnte.

Rückgang I

Der bislang so häufige Kleine Fuchs (Aglais urticae) ist seit knapp 30 Jahren europaweit gesehen auf dem absteigenden Ast. Kaum vorstellbar, dass man ihn künftig als Seltenheit betrachten soll (Vortrag Chris van Sway). Auch im LIFE Projekt erfassen wir standardmäßig seine Verbreitung. Tatsächlich wurde er 2020 weniger häufig gezählt. Vermutlich ist das aber eine Folge des extrem trockenen Jahres, ein Trend kann aus der einmaligen Beobachtung aber nicht abgeleitet werden. Abwarten.

Rückgang II

In den Niederlanden hat sich die Zahl der dort vorkommenden Tagfalter bereits in den 100 Jahren vor 1990 um >60% verringert (Vortrag Michiel Wallis de Vries). Diese Befunde können als Blaupause für die Entwicklung in stark agrarisch genutzten Landschaften gelten - auch in Deutschland, auch in der Aachener Bördelandschaft! Der Nordwesten der StädteRegion ist tatsächlich arm an Schmetterlings-Arten. Entwicklungen können hier nicht abgeleitet werden, weil kaum jemand Lust hat, hier Schmetterlinge zu kartieren.

Gegenläufige Trends

Europaweit haben Schmetterlinge des Grünlandes und des Waldes zwischen 1990 und 2010 einen deutlichen Rückgang der Artenzahl erfahren. Während der Trend bei den Grünland-Arten anhält, ist bei den Waldarten ein Anstieg in den letzten 10 Jahren zu bemerken. Zurückzuführen ist er auf die Aufgabe der Grünlandnutzung in schwierigen Bewirtschaftungslagen und darauf folgender Verbrachung und Verbuschung der Flächen. Es kann aber erwartet werden, dass mit zunehmender Waldentwicklung der Trend der Artentwicklung wieder umschlägt (Vortrag Chris van Sway).

Stickstoffdüngung

Nahrungspflanzen für Schmetterlinge sind in unserer intensiv genutzten Landschaft zuweilen selten. Erschreckend ist der neu gewonnen Nachweis, dass alleine noch nicht einmal das Vorkommen dieser Pflanzen für geeignete Nahrung sorgen muß. Der Braune Feuerfalter (Lycaena tityrus) hat eine geringere Überlebensrate wenn er sich von Pflanzen ernährt, die auf stark mit Stickstoff gedüngten Wiesen wachsen. Die eigentlich geeigneten Pflanzenarten sind durch Überdüngung in ihrer stofflichen Qualität entscheidend beeinflusst. (Vortrag Thomas Fartmann, Literatur: Kurze et al. 2018, Oecologia 152: 253-261)

Climate Change

Der Klimawandel wirkt sich nach bisherigen Erkenntnissen bei wärmeliebenden Arten positiv aus, wenn sie sehr mobil sind und den Entwicklungszyklus vom Ei zum Falter schnell durchlaufen. Arten kühlerer Klimate haben es umso schwerer, wenn sie wenig mobil und einen langen Generationszyklus haben (Vortrag Michiel Wallis de Vries). Unsere Leitart, der Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle) - ist eine kältadaptierte Art. Durch Stärkung seiner Vorkommen und durch die Schaffung einer großen Bandbreite von Lebensräumen, wollen wir die Art bei uns erhalten.

Gen-Vielfalt

Selbst äußerlich nahezu völlig gleich aussehende Falter können eine deutlich unterscheidbare Genetik aufweisen. Das Braunauge (Lasiommata maera) kann in Südeuropa mindestens vier regional unterscheidbaren Populationen zugeordnet werden. Auch diese Unterschiede werden bei den Artenschutz-Bemühungen zunehmend berücksichtigt (Vortrag Vlad Dinca).

Perspektiven

Nach Ansicht der EU ist der Trend bezüglich der Artenvielfalt bei Tagfaltern immer noch in Verschlechterung begriffen. Das EU Schutzgebietsnetzwerk weist noch zuviele Defizite auf. Dennoch gibt es in der EU immer wieder lokale Erfolge zu verzeichnen, auf die aufgebaut werden kann und muß! (Vortrag Frank Vaasen) Die Arbeiten in unserem Projekt zählen wir (uneitel) zu den lokalen Erfolgen!

Transekte in EuropaTransekte
Arealerweiterung A levanaAreal-Erweiterung
Decline A urticaeRückgang I
Decline NLRückgang II
Grassland vs WoodlandGegenläufige Trends
N-Gehalt NahrungspflanzenStickstoffdüngung
Effekte des climate changeClimate Change
Genetik L maeraGen-Vielfalt
Key conclusions EUPerspektiven